Wissen macht mutiger

Krebsinformationstag 21.04.2012

Warum ein Infotag für Krebsbetroffene?

Krebskranke und auch Angehörige wünschen sich mehr Hilfe und Information betonte Ingrid Schürheck bei der Eröffnung im großen Ratssaal der Stadt Sankt Augustin.

Ein Grundanliegen des Vereins Leben mit Krebs ist es, Patienten, Betroffene und Angehörige über die unterschiedlichen Krebstherapien gut zu informieren. Die Impulse und Ideen kommen aus dem eigenen Erleben, aus Vorträgen, Kursen und Informationsveranstaltungen, aber auch durch den Kontakt zu Ärzten die über ihre Behandlungsmethoden berichten und aus den Erzählungen von Betroffenen die über ihren Krankheitsverlauf und ihren Genesungsweg berichten.

Die Entwicklung in der Medizin ist rasant. In den Medien, im Internet werden eine Fülle von unterschiedlichen Behandlungsmethoden aufgezeigt. Betroffene werden durch die neuen Medien auch oft verunsichert. Gerade deshalb ist ein Krebsinformationstag wichtig. Informationen aus erster Hand von Fachärzten zu erfahren, Fragen stellen zu können und sich über Alternativen zu informieren.

Zuversichtlich in eine aktive Rolle gehen, ist der erste wichtige Schritt in Richtung Gesundheit.

So war denn der erste Vortrag am morgen mit PD Dr. Peter Kurschat zum Thema "Bedeutung der Vorsorge, Früherkennung am Beispiel Hautkrebs" schon sehr gut besucht.

Hautkrebs zählt zu den weltweit am häufigsten auftretenden Krebsarten und hat in den letzten Jahrzehnten deutlich zugenommen. Als Hauptursache für diese Steigerung wird die wachsende Belastung der Haut durch ultraviolette Sonneneinstrahlung angesehen. Die verschiedenen Formen von Hautkrebs unterscheiden sich in ihrem Aussehen, aber auch in der Aggressivität.

Von den vielen verschiedenen Formen des Hautkrebses treten das Basaliom, das Plattenepithekarzinom und das malige Melanom am häufigsten auf.

Das Basaliom (Basalzellkarzinom) steht dabei mit ca. 100 Neuerkrankungen pro 100.000 Einwohner/Jahr an erster Stelle. Am malignem Melanom (schwarzen Hautkrebs) erkranken mit ca. 15 neuen Fällen auf 100.000 Einwohner pro Jahr zwar vergleichsweise wenige Menschen. Wegen seiner Agressivität und frühen Metastasenbildung ist dieser Hautkrebs aber weitaus gefährlicher als die anderen Hauttumoren. Das Melanom kann an jeder Stelle des Körpers auch schon im frühen Lebensalter auftreten und ist für die meisten Todesfälle durch Hautkrebs, verantwortlich. Bei früher Erkennung lässt sich aber durch die chirurgische Entfernung in den meisten Fällen eine Heilung erzielen.
Herr PD Dr. Peter Kurschat ist Arzt an der Hautklinik und Tumorzentrum der Universität Köln.

Die Gesamtmoderation der Vortragsreihe hatte Achim Ebert, Vorstandsmitglied im Verein und langjähriger Geschäftsfüher der Deutschen Krebshilfe (1982-2002) , übernommen. Souverän und professionell führte er durch das abwechdlungsreiche Programm, immer einen Schritt voraus denkend.

Prof. Dr. Michael Schepke referierte zum Thema Darmkrebs Teil I, Diagnostik und operative Möglichkeiten.
Darmkrebs ist bei beiden Geschlechtern die zweithäufigste Erkrankung. In Deutschland erkranken nach Angaben des Robert Koch-Instituts pro Jahr jeweils rund 35.400 Männer und 30.000 Frauen daran.

Die Sterblichkeit an Darmkrebs nimmt seit Mitte der 1970er Jahre kontinuierlich ab. Dennoch ist Darmkrebs nach wie vor die zweithäufigste krebsbedingte Todesursache.

Darmkrebs tritt überwiegend ab dem 50. Lebensjahr auf. Das Durchschnittsalter beträgt bei Männern 69 Jahre, bei Frauen ist es mit 75 Jahren erheblich höher. Das Lebenszeitrisiko an Darmkrebs zu erkranken beträgt ungefähr 6 %.

Dr. Stefan Fronhoffs (Onkologische Gemeinschaftspraxis Siegburg) erläuterte den Zuhörern die medikamentöse Therapie.

Im Anschluß nahmen die Zuhörer gerne die Gelegenheit war, Fragen an die Experten zu stellen. Frau Alioschat dankt Herrn Prof. Dr. M. Schepke und Herrn Dr. S. Fronhoffs für die interessanten und informativen Vorträge.

Nach einer kleinen Pause ging es weiter mit Herrn Prof. Dr. Roland Vorreuther (Ev. Kliniken Bonn, Waldkrankenhaus)
zum Thema Prostatakrebs, das lokalisierte Prostatakarzinom.

Prostatakrebs ist in Deutschland unter Männern die häufigste Krebserkrankung. Pro Jahr werden nach Angaben des Robert Koch-Instituts bundesweit etwa 63.400 Neuerkrankungen diagnostiziert. Mit einem Anteil von rund 10 Prozent steht das Prostatakarzinom an dritter Stelle bei den zum Tode führenden Krebserkrankungen. Das mittlere Erkrankungsalter liegt bei etwas über 70 Jahren, vor dem 50. Lebensjahr ist die Erkrankung selten.

Die Häufigkeit von Prostatakrebs nimmt seit fast drei Jahrzehnten stetig zu. Das ist ganz überwiegend auf den Einsatz neuer Methoden zur Früherkennung (z.B. PSA-Bestimmung) zurückzuführen, durch die mehr Prostatakarzinome, vor allem im Frühstadium, entdeckt werden.

Ob es sich um eine gut- oder bösartige Prostataveränderung handelt, kann nur der Arzt überprüfen. Für Prostatakrebs gilt: Je früher er festgestellt wird, desto besser sind die Chancen für eine vollständige Heilung.

Wenn die Diagnose Prostatakrebs feststeht und Ausmaß sowie Stadium der Erkrankung bestimmt worden sind, stimmt der Arzt mit dem Patienten ab, welche Möglichkeiten der Behandlung genutzt werden.

Folgende Behandlungsmethoden kommen für die Behandlung des Prostatakarzinoms in Frage:

  •     die Operation
  •     die Strahlentherapie
  •     die Hormontherapie
  •     die Chemotherapie
  •     Aktive Überwachung


Welche Therapie durchgeführt wird, hängt davon ab, ob der Tumor zum Zeitpunkt der Diagnose noch auf die Vorsteherdrüse begrenzt ist oder bereits umgebendes Gewebe befallen und Tochtergeschwülste (Metastasen) in Lymphknoten und anderen Organsystemen gebildet hat.

Welche Medikamentösen Therapien in Frage kommen erläuterte sehr anschaulich Herr Dr. Franz-Josef Heidgen (Onkologische Gemeinschaftspraxis Siegburg) in seinem Vortrag.

"Wenn der Krebs wiederkommt", ein Vortrag mit Prof. Dr. Yon-Dschun Ko zog zahlreiche Zuhörer in den großen Vortragssaal.

Die Krebsforschung macht seit Jahren Fortschritte, aber Erkenntnisse wie man die Rückkehr der Krankheit verhindern kann, fehlen noch immer.

Ein interessanter und informativer Vortrag über das Immunsystem, verschiedene Zellen und Antigene.

"Aktuelles zur Schmerztherapie" erfuhren die Zuhörer von Frau Dr. Katri Elina Clemens ( MediClin Robert Janker Klinik)

Frau Dr. Clemens wies vor Allem in ihrem Vortrag darauf hin, dass viele Patienten mit einer oft ungeeigneten oder unzureichenden Kombination unterschiedlicher Schmerzmittel behandelt werden.

Die Schmerztherapie setzt mit einer entspr. Klärung der Schmerzursachen ein und mit einer auf den Patienten abgestimmten Medikamentenkombination. Kein Patient muss starke oder unerträgliche Schmerzen erdulden. Schon beim ersten Auftreten der Schmerzen sollte konsequent mit einer Schmerzbehandlung begonnen werden. Es verbessert die Lebenqualität entscheidend.

Herr Ebert dankt Frau Dr. Clemens und Herrn Prof. Dr. Ko für die Beiträge und Mitgestaltung des Infotages.
Der Stellenwert in der Komplementärmedizin der onkologischen Versorgung ist ein weiteres wichtiges Thema, das viele Betroffene interessiert.

Welche Möglichkeiten es gibt und wie man sie nutzen kann, dass erklärte Dr. György Irmey (Gesellschaft für biologische Krebsabwehr Heidelberg) den interessierten Zuhörern.

Dr. György Irmey gestaltet schon seit 1987 die Arbeit der GfBK richtungsweisend mit.

Auf dem Informationstag in Sankt Augustin sprach er über die unterschiedlichen Heilungsprozesse, aber auch über ungewöhnliche Heilungsverläufe. Er beantwortete viele Fragen u.a. zur Misteltherapie, zum Wasser und vieles mehr.

Wo Arzt und Patient sich als Mensch begegnen geschieht Resonanz: eine mitschwingende Antwort, um uns besser zu fühlen, Sinn zu erfahren, Heilungschancen zu hören.

Parallel zu den Vorträgen fanden im Inforaum im 1.OG Workshops statt.

Physiotherapeut Jakob Wiens erklärte einiges zum Lymphödem, wie man es behandelt, aber auch vorbeugende Maßnahmen.

Frau Elke Schaar Dipl. Ernährungsberaterin hielt eine Ernährungssprechstunde mit vielen Informationen für Krebsbetroffene und interessierte Angehörige.

Alwine Marder Entspannungstherapeutin gab in ihrem Workshop eine Einführung in verschiedene Entspannungstechniken.

Alle Workshops waren mit ca. 25 Personen sehr gut besucht.

Im großen Foyer waren Stände aufgebaut von der AOK Rheinland/Hamburg, BRCA Netzwerk e.V., Leben mit dem Stoma, Mammographie-Screening, Psychosoziale Begleitung mit Dipl. Psych. Christiane Karlowsky, Brustprothesen, Bademoden etc. der Fa. Vierbaum, Bilder als Brücke zur Sprache mit Kunstpädagogin und Kunsttherapeutin Monika Naußed-Sawallisch in Zusammenarbeit mit Dipl. Psych. Christa Roeben, Herstellung von Zystostatika der Humperdinck Apotheke Siegburg, Freude am Leben, Deutsche Krebshilfe Bonn, Gesellschaft für biologische Krebsabwehr Heidelberg, Merck Serono GmnH, Prostatakrebsselbsthilfegruppe Bonn und Rhein-Sieg, Roche Pharma AG, Sanofi-Aventis Deutschland GmbH, Selbsthilfe-Bund Blasenkrebs e.V. und von Leben mit Krebs e.V.

Zu essen gab es Schnittchen, sebstgebackenen Kuchen und noch einiges mehr. Es wurden neben Getränken wie Wasser, Saft etc. auch 227 Tassen Kaffe getrunken.

Das Rahmenprogramm mit den Infoständen, Workshops und den Verpflegungsständen ließ für Teilnehmer und Besucher gleichermaßen den Infotag zu einem besonderen Erlebnis werden. Gesundheit ist eine Kunst, die wir lernen und vielfältig erfahren können!

Der Vorstand des Vereins Leben mit Krebs freut sich über die gut besuchte Veranstaltung. Ingrid Schürheck und ihrem Team ist ein erfolgreicher Krebsinformationstag gelungen.

Zurück